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Ein Wonneproppen

Es gab sich aber zu der Zeit ...

... als man das Jahr des Herrn 1968 schrieb, Kurt Georg Kiesinger als Bundeskanzler der Großen Koalition die Deutsche Nation führte, und der Heilige Vater Pius VI das Schiff der heiligen Mutter Kirche lenkte. Über das Deutsche Volk und seine Nachbarn zogen dunkle Wolken studentischer Unruhen hinweg, die Leichen der Vergangenheit und die Verdränungsruhe des Establishments aus den Kellern zu holen. An einem heißen Vorsommertage kam für eine Frau, deren Namen "kleine Bärin" bedeutet, die Zeit der Niederkunft, an eben dem Tage, der dem Geburtstag jedes am anderen Ufer des Flusses Geborenen vorangeht.

... schon jung sabbernd auf männerjagd ...

Pünktlich zur Mittagsstunde erblickte ein Knabe, gar wonnig, in einer Geburtsstätte der Hohen Kaiserstadt Aachen das Licht der Welt. Die Eltern dieses Knaben waren auf einen solchen jedoch nicht eingerichtet; den Namen "Heike" für ein Mädel hatten sie schon ersonnen, den für einen Knaben hatten sie nicht erwogen. Und so war große Unruhe in der neuen Familie; man wählte jedoch den Namen eines großen Heiligen der Kirchengeschichte des hohen Mittelalters. Es sollte die Bedeutung des Namens ein Omen für seine weitere Vita sein: Bernd, das die Menschen früherer Tage mit "stark wie ein Bär" übersetzt hatten.

Die Jahre gingen ins Land, und der Knabe entwickelte sich zur vollen Zufriedenheit der stolzen Eltern und Großeltern. Er besuchte mit wahrer Freude einen Kindergarten im Schatten des örtlichen Gotteshauses und in der Nähe der Großeltern. Und bald kam die Zeit, daß der von allen beschworene "Ernst des Lebens" beginnen sollte. Man schrieb das Jahr 1974, in dem die Deutsche Fußball- Nationalmannschaft zum zweiten Male Fußball-Weltmeisterin wurde.

Der Ernst des Lebens begann

... baden mit und ohne ...

Die Eltern hatten keine Sorgen bezüglich der schulischen Leistungen, wohl aber mit dem Verhalten Ihres Sprößlings, der sich als vorlaut erwies. Es dauerte lange, bis diese Eigenschaft auf ein für die Mitmenschen erträgliches Maß gedämpft werden konnte. Und so gingen die Jahre der schulischen Ersterziehung ins Land, bis schließlich eine "Lehranstalt" gesucht und gefunden wurde, die die vielfältigen Anlagen und Fähigkeiten des Theoretikers fortentwickeln sollte. Der Junge setzte seinen schulischen Weg am Gymnasium der nächstgelegenen Stadt fort.

Man erkannte alsbald seine mathematischen, naturwissenschaftlichen und sprachlichen Interessen, während er andere Fachgebiete vernachlässigte. Bisweilen sogar war er stinkefaul und erledigte seine Hausaufgaben nicht. Und eine Pädagogin, deren Lehrauftrag das Fach "Deutsch" war, kostete ihn Jahre seines Lebens; dennoch blieb ein Satz von ihr in seinem Langzeitgedächtnis: "Nach 'wegen' steht bei Frau Heller der Genitiv!"

Aber während dieser schulischen Phase wurden auch seine Schwächen wurden immer offensichtlicher: stets war er ein Einzelgänger und zuweilen eigenbrötlerisch, gab sich lieber mit Mädchen, denn mit Jungenfußball ab. Auch seine sportlichen Ambitionen waren oftmals nicht mehr als mangelhaft. Und so lebte er zeit seiner schulischen Laufzeit in einer Außenseiterposition, war aber hin und wieder wegen seiner Leistungen geachtet. Schon damals begann seine schlanke eine füllige Linie zu werden, die seine seelische Befindlichkeit nach außen dringen ließ und dieselbe verstärkte. Aber damit gibt er ein Profil ab.

In seiner Freizeit galt sein Interesse bildenden Fernsehsendungen ("Telekolleg") sowie den Klassikern "Die Sendung mit der Maus", der "Sesamstraße", "Dem feuerroten Spielmobil" (vom damaligen "SFB"), "Wickie“", "Der Biene Maja", "Kli-Kla-Klawitter-Bus" und der "Augsburger Puppenkiste". Auch die Weihnachtsserien des ZDF ließ er nicht aus: "Thimm Thaler", "Patrick Pacard", "Anna" und andere.

Mariadorf - mi Heämet ...

Es kam aber, was kommen mußte: Bevor er im Jahre 1988 vor einer Kommission seine Reifeprüfung ablegen konnte, mußte er die Obersecunda ein zweites Mal durchlaufen. Das Abitur machte er aber schließlich in den Fächern Mathematik, Französisch, Erdkunde und Informatik mit einer guten Gesamtnote ab. In jener Zeit fand sein großes Interesse für Computer und Programmierungen einen vorläufigen Höhepunkt; ehedem war er ein stolzer Besitzer eines "Sinclair ZX Spectrum (48 K)", bald eines "Commodore 64" den er auch heute aus Nostalgiegründen noch sein eigen nennt. Spiele waren nicht sein Faible, sondern die Erforschung und das Verstehen der Computerwelt. So hat er dann und wann einen Algorhithmus programmiert.

Hinaus in die Welt ...

... bei einem WG-Besäufnis ...

Was sollte aber das Berufsleben für ihn bereithalten? Seit jeher gehörte das religiöse Leben in katholischer Tradition in sein Umfeld (auch wenn er nie Ministrant war). Und dieses verstärkte sich gut zwei Jahre vor dem Abitur. Es wurde durch eine lebendige und starke "Kirchenfrau" genährt, so daß ein kirchlicher Beruf in sein Blickfeld und schließlich in die konkrete Planung gelangte: Gemeindereferent, anderenorts auch Religionspädagoge genannt. So zog er dann im Herbst des Reifejahres - man schrieb 1988 - in das Ferne Paderborn, von dem er sich viel erhoffte. Diese Stadt an der "warmen Pader" wurde später für eine gewisse Zeit seine zweite Heimat.

... auf dem Weg zum Ich

... setze '-mauer' statt '-wall': Busdorfmauer 34

Hier lernte er nach kurzen Anflügen mit dem weiblichen Teil der Schöpfung das verzückende Gefühl der Liebe zu einem Mann kennen; aber dies war noch sehr fremd, und so brauchte er Zeit, bis er dieses Gefühls gewahr wurde. Schon mit 13 Jahren gehörten vor allem Männer in die Phantasien der körperlichen Entspannung, so daß er schon früh die Ahnung wähnte, zur kleinen Zahl der "Verzauberten" zu gehören. Die Liebe währte jedoch nicht lange; es fand sich alsbald die erste große richtige Liebe zu einem inzwischen getrauten 4fachen Kindesvater, der dann auch zum Geburtshelfer wurde. Es folgte eine spannende und nicht fortzudenkende Zeit des Suchens und Erlebens, der Begegnung mit Menschen, die seinen weiteren Lebensweg entscheidend prägen sollten; die Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) und einige ihrer Mitglieder taten ein Übriges. Sein Glaube und dessen kognitive Reflexion im Rahmen des Studiums waren ihm dabei eine große Hilfe und haben seinen Glauben gestärkt. Während dieser Zeit lebte er mit drei weiteren Kollegen zusammen, die seinen Werdegang unterstützend und lernend begleiteten; hier war sein zweites Zuhause.

bei einem WG-Ausflug in Brilon/Sauerland

Die Diplomarbeit stand im Zeichen der Lebensveränderung: "Schwul zu sein, das ist nicht schwer - schwul zu werden dagegen sehr. Dem schwulen Lebensweg auf der Spur - auf dem Weg zur offeneren Gemeinde." Mit ihr und der Diplomprüfung schloß er sein Studium vorläuig ab; es begann eine Zeit der praktischen Erprobung in Schoße der "heiligen Mutter Kirche". Nun ist ein berufliches Leben innerhalb des großen Schoßes der Mutter Kirche ein schwieriges Unterfangen, da sie oftmals eine strenge und herrschsüchtige Mutter ist. Und wie schwer fällt es Müttern manchmal, ihre Sprößlinge loszulassen und anzunehmen, wenn sie sich anders entwickeln als vorgesehen ...

Der jugendliche Held ...

Beginn der Wanderjahre

Schweren Herzens verließ er also die Studienstadt und zog mit vielen Fragen wieder in heimatliche Gefilde zurück, um die Zeit des praktischen Lernens und Handelns zu beginnen und auszukosten. Die Hand des Herrn führte ihn in eine Stadt an der Grenze zu den Niederlanden; fortan sollte er mit 2 "Herrendienern" und 2 "Laien" zusammenarbeiten. Es folgte ein schweres, zugleich aber bereicherndes und schönes Jahr. Einer der Herrendiener hatte ihn als schwul bei der Mutter angeschwärzt und moralkonformes Handeln eingeklagt, so daß diese ihr Kind, das sie viele Jahre begleitet hatte, schließlich auf eine unwürdige Art nach Ablegung der geforderten Prüfungen verstieß. Aber der Herr ließ seinen Sohn nicht allein und gab ihm Helfer an die Seite; nicht zuletzt den weisen und gütigen Herrendiener der Gemeinde sowie seinen damaligen Berufsbegleiter.

Ein neuer Anfang

... an Nikolaus von Männern umgeben ...

Und so wurde er wieder in die Welt gesandt, um an anderem Orte nach einer Zeit der Tätigkeitsvakanz segensreich tätig zu werden. Es folgten zwei lehrreiche Jahre, in denen er zum Bürokaufmann ausgebildet wurde, wobei ihm sein bisheriger Lebensweg eine große Hilfe war. Dennoch: Lehrjahre sind keine Herrenjahre. Die Prüfungen aber legte er mit Bravur ab; bereits vorher hatte er einen Arbeitsvertrag bei seinem späteren Arbeitgeber unterschrieben. Bis auf wenige Tage wirkte er dort fast fünf Jahre in der allgemeinen Verwaltung und hatte einen abwechslungsreichen Alltag. Es soll jedoch nicht verschwiegen werden, daß die Arbeit selbst für ihn nicht erfüllend waren. Auf der Suche nach einer neuen Wirkungsstätte hat es dem Herrn gefallen, ihn in eine neue Aufgabe in einem Software-Haus zu senden - es begann ein neuer Lebensabschnitt.

Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise ...

... bei einer Hochzeit in Vechta ...

In eben diesem Jahr - das 2000ste Jahr der abendländischen Zeitrechnung hatte bereits begonnen - mußte er sich einer Operation unterziehen, die man üblicherweise als Kind hinter sich bringt. Parallel vollzog sich der Wechsel in seinen neuen Wirkungskreis. In diesem wurde er sowohl in fachlicher als auch in persönlicher Hinsicht an seine Grenzen geführt und weiter ausgebildet. Vor allem die Ausbildung in den Schlüsselqualifikationen war und ist eine große Herausforderung für ihn, der er sich gerne stellt. Es gab viele Aufs und Abs - rückwirkend betrachtet er diese jedoch als Reifungspunkte.

Im November des Eurojahrs 2002 erlebte er Gottes Nähe auf der Erde in dramatischer Weise: Auf dem Weg zu einem Freund erwischte ein Autofahrer den auf dem Rad zum Abbiegen befindlichen Helden hinerrücks - und schleuderte ihn über mehrere Meter samt des Rades durch die Luft auf die Gegenfahrbahn. Gerade noch rechtzeitig konnte das anrollende Fahrzeug bremsen, so daß er mit nur zwei Knochenbrüchen und mehreren Prellungen davonkam. Für etwa eine halbe Stunde hatte sein Körper jegliche Sinneswahrnehmungen ausgeschaltet. Es folgten mehr als drei Monate der Wiederherstellung - und eine Auseinandersetzung bezüglich eines Schmerzensgeldes, die bis in das Jahr 2005 andauerte. Leider hat er den Unfallverursacher nie zu Gesichte bekommen, was ihn menschlich enttäuschte ...

Lebensfacetten

Die HuK hat ihn seit vielen Jahren nicht losgelassen; in vielfältigen Ausprägungen ist er immer noch für sie und mit ihr tätig. Trotz der Einsicht, daß er eine Kehrtwende bei der römisch-katholischen Kirche nicht mehr erleben wird, entläßt er sie nicht aus der Verantwortung: "Ich lasse Dich nicht los, wenn Du mich nicht segnest!" (1 Mose bzw. Gen Kapitel 32, Vers 27)
Viel lieber ist ihm aber die Arbeit und das Gespräch mit den Menschen, die "guten Willens" sind: Das ist für beide Seiten sicher die positivere Erfahrung.

... mit Freunden in Berlin beim Inder ...

Bislang gesellten sich viele WeggefährtInnen an die Seite des Helden; einige blieben, bei anderen trennte sich der Weg in glücklicher oder unglücklicher Verbindung. Aufgrund der beruflichen Situation bleibt ihm aber oftmals viel weniger Zeit, seine Kontakte zu pflegen, als ihm lieb wäre. Aber dennoch kommt der Spaß am Leben und an interesssanten Menschen nicht zu kurz. Spaß am Leben heißt für ihn neben netten Menschen Feiern, gutes Essen, Kabarett, Hörspiele, Spaziergänge, Chatten, Musik ...

Wer sich die Mühe macht, hinter seinen lauten Tönen seine Feinheiten, seine leisen Seiten kennenzulernen und seine Macken und Kanten mit Respekt anzunehmen, wird einen treuen und liebenswerten, zärtlichen und fordernden, vielseitig interessierten und interessanten Menschen entdecken. Und in der Regel hat er auch seine eigene Meinung hat (und vertritt diese manchmal sehr hartnäckig), läßt sich aber auch überzeugen.